Sie spielen um den goldenen Porsche im Spiegelsaal (v.l.): Investor Leander von Schönberg (Tom Eisele), Casinobesitzerin Constanze König (Hanna Gasser) und der spielsüchtige Bauunternehmer Eugenio (Luis Stolz).

Wirtschaftsgymnasiasten begeistern mit Theaterstück

Mit einer eigens geschriebenen Komödie erfreute der Literatur- und Theaterkurs der Kaufmännischen und Hauswirtschaftlichen Schulen Donaueschingen sein Publikum im voll besetzten Spiegelsaal des Museum Art.Plus.

Das Lustspiel, welches ursprünglich im 18. Jahrhundert von Carlo Goldoni verfasst und unter dem Titel „Das Kaffeehaus“ in Venedig seine Uraufführung erfuhr, wurde von der 13-köpfigen Theatergruppe komplett umgeschrieben und modernisiert. So diente als Schauplatz nicht mehr eine schmutzige Piazza in Italien, sondern die Szenen wurden in ein Frankfurter Edel-Bistro verlegt. Dass das Museum Art.Plus mit seinem prunkvollen Spiegelsaal die Räumlichkeiten für die Aufführung zur Verfügung stellte, machte das Spektakel atmosphärisch zu einem ganz besonderen Erlebnis. Da das Stück, welches direkt nach dem Lockdown spielt, vornehmlich von ewig menschlichen Themen wie Schein und Sein, Täuschung und Selbsttäuschung handelt, formulierten die Schüler auch den Titel um und gaben der ursprünglichen Straßenkomödie mit „Betrug und andere Sitten“ einen ganz eigenen, neuen Namen.

Auch die Figuren wurden komplett modernisiert. So wurde beispielsweise aus dem „Klatschmaul“ Don Marzio eine moderne Influencerin (gespielt von Melek Soussi), die alle Gerüchte und Affären der Frankfurter Schickaria umgehend per Smartphone und Selfie-Stick in die Sozialen Medien stellt. Der spielsüchtige Kaufmann Eugenio wurde im Stück zum vermögenden Bauunternehmer (Luis Stolz), der seine Luxusvilla unweit des Frankfurter Eintracht-Stadions im Casino verspielt hat und nun gegen seine Spielsucht, Korruption und den drohenden Bankrott anzukämpfen versucht. Auch der adelige Graf Leander wurde zum modernen Investmentbanker und vermeintlichen Frauenhelden (Tom Eisele) ummodelliert. Bemerkenswert vor allem die vielen unterschiedlichen, sehr kontrastreichen Frauenfiguren, die im Original fast ausnahmslos männlich sind und vermutlich gerade dadurch im Spiel eine ungeheure Stärke entwickeln konnten. Ob betrogene Ehefrau (Vanessa Fehrenbach), treue Gattin und Mutter, welche im Stück ihre emanzipierte Seite erkennt (Kathrin Famula), selbstbewusste Tänzerin (Leonie Mayer), französische Bedienung mit Geschäftssinn (Marie Brödel), habgierige Casinobesitzerin (Hanna Gasser) samt urkomischer Assistentin (Leonie Kohler) oder stolze Eigentümerin eines durch Corona in die Krise geratenen Restaurants (Magdalena Malich) – alle Figuren wussten durch die individuelle Zeichnung ihrer Charaktere zu bestechen. Kommentiert wurden die zahlreichen Intrigen und Verstrickungen, welche sich auf der Bühne ereigneten, von einem Team aus Handwerkerinnen (Minh Le, Sarah Merz, Sabrina Mink). Ein betrügerisch schöner Abend, der hoffentlich in naher Zukunft zur Sitte werden wird, denn über eine Fortsetzung der experimentellen Kooperation zwischen Theaterkurs und Museum wird bereits nachgedacht.

Marie Brödel, Melek Soussi, Luis Stolz, Hanna Gasser und Leonie Kohler (v.l.) wissen das Publikum im voll besetzten Spiegelsaal in ihren Bann zu ziehen.
Theaterlehrerin Melanie Maier-Hauser überreicht ihren Schauspielschülern nach der Premiere rote Rosen.

Text: Melanie Maier-Hauser

Bilder: Christine Teubert