Realschulabschluss und nun? Für das Wirtschaftsgymnasium gibt es lange Wartelisten und auch beim Berufskolleg sieht die Situation nicht anders aus. Eine Poolklasse soll es nicht mehr geben.

zum Bericht im Südkurier

 

 

Die Prüfungen sind abgeschlossen, die Schülerstreiche mit Spaßfaktor abgehakt und die Mittlere Reife ist eingesackt – und was jetzt? Diese Frage stellen sich jedes Jahr die zahlreichen Realschüler der Baar: Ausbildung im Betrieb oder weiterführende Schule? Immer mehr junge Menschen entscheiden sich für das Fachabitur, um anschließend studieren zu können und drängen verstärkt auf das Wirtschaftsgymnasium (WG) an den Kaufmännischen und hauswirtschaftlichen Schulen (KHS) in Donaueschingen. Das bleibt an der Schule nicht ohne Folgen: 54 Schüler stehen auf der Warteliste am WG und gar 80 beim Berufskolleg. Dabei spielen Schulabgänger vom G-8-Gymnasium eine untergeordnete Rolle.

Eine besorgte Mutter aus Bräunlingen zeigt sich frustriert: „Durch die vielen Anmeldungen ist der Notenschnitt ganz schön nach unten gedrückt worden.“ Sie hat unter anderem OB Thorsten Frei angesprochen, der aber keinen Einfluss auf die Kreisschule nehmen kann, aber als CDU-Bundestagskandidat seine Hilfe zugesagt hat. Auch KHS-Schulleiter Frank Liebetanz kann die Eltern verstehen: „Die Situation ist in jedem Jahr in etwa gleich. Die gute Resonanz spricht einerseits für unsere Schule, andererseits sind wir räumlich und personell an unsere Kapazitätsgrenzen gestoßen.“ Er sieht als Grund eine rückläufige Tendenz bei der dualen Ausbildung und einen Zulauf im Vollzeitbereich, sprich Wirtschaftsgymnasium, Technisches Gymnasium und Berufskolleg. Drei Klassen mit jeweils 30 Schülern können am WG gefüllt werden und Liebetanz macht auch den Wartenden Hoffnung: „Es sind viele Doppelanmeldungen.“ Er ist sich sicher, dass alle Jugendlichen, die die Eingangsbedingungen erfüllt haben, auch einen Platz erhalten.

Ähnlich schätzt die Regionalreferentin für die Beruflichen Schulen im Schwarzwald-Baar-Kreis beim Regierungspräsidium in Freiburg, Christine Seifert, die Situation ein: „Über die Ferien schüttelt sich das ein. Im letzten Jahr stand keiner auf der Straße.“ Obwohl kein Rechtsanspruch auf einen Platz am Gymnasium besteht, sind die verantwortlichen Stellen bemüht, dass jeder Schüler mit seinem Wunschprofil und in der Nähe untergebracht wird. In einem sind sich Seifert und Liebetanz jedoch einig: „Es wird keine Poolklassen mehr geben.“ Vor drei Jahren wurde eine solche Poolklasse (Schüler mit unterschiedlichen Berufszielen) eingerichtet und ist jetzt ausgelaufen. „Sollte sich die Situation wider erwarten verschärfen, müssen wir zum Schulbeginn noch einmal aktiv werden“, verspricht Seifert. Für eine frühzeitige Entwarnung könnte ein landesweites, zentrales Anmeldesystem sorgen, das bereits erprobt wird. „Es gibt sicher noch Schulen in unserer Region, die noch Plätze frei haben“, so Liebetanz und verweist auf die Technischen Gymnasien in Donaueschingen, Furtwangen, Villingen-Schwenningen und eventuell auch in Tuttlingen. „Es wurden in den letzten Jahren sehr viele neue Profile eingerichtet, die noch nicht so in den Köpfen der Schüler und Eltern sind, aber denen die Zukunft gehört.“ Andererseits ist zu überlegen, ob der Weg zum Studium auch über eine entsprechende Ausbildung führen könnte. „Der Weg zur allgemeinen Fachhochschulreife ist bereitet“, betont Liebetanz und setzt in der jetzigen Situation auf Zeit.