Badische Zeitung

Das Donaueschinger Wirtschaftsgymnasium ist beliebt / Rektor: Angebot im Kreis ist ausreichend.

DONAUESCHINGEN (ez). Am Donaueschinger Wirtschaftsgymnasium hatten sich im Sommer deutlich mehr Schüler um eine Aufnahme beworben, als die Schule Plätze zu bieten hatte. Die Eltern forderten eine nochmalige Erweiterung der Aufnahmekapazitäten. Doch die konnte die Schule nicht bieten. Dabei gebe es genügend Alternativen, sagen die Schulleiter.

Drei Schulen bieten in Donaueschingen die Möglichkeit zum Erwerb des Abiturs: das Fürstenberg-Gymnasium, das Wirtschaftsgymnasium (WG) an den Kaufmännischen und Hauswirtschaftlichen Schulen sowie das Technische Gymnasium (TG) an den Gewerblichen Schulen.

Frank Liebetanz
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Schüler der Realschulen und Werkrealschulen, die mit dem mittleren Bildungsabschluss in der Tasche über ein berufliches Gymnasium das Abitur erreichen wollen, müssen zwei Hürden überwinden: in den Hauptfächern einen bestimmten Notendurchschnitt erreichen und, wenn sich an der ausgewählten Schule mehr Schüler angemeldet haben als Unterrichtskapazitäten vorhanden sind, müssen sie ihre Konkurrenten um die freien Plätze ausstechen.

Rektor verweist auf andere Schulen auf der Baar

Gerade diese letzte Hürde vermittelt einigen das Gefühl von Kapazitätsengpässen und befördert nicht selten den Wunsch und die Forderung nach Abhilfe. Im Schuljahr 2010/2011 wurde der hohen Bewerberzahl für das WG mit der Einrichtung einer sogenannten Poolklasse begegnet. Diese relativ kurzfristig einsetzbaren zusätzlichen Klassen stehen nicht mehr zur Verfügung, da ein flächendeckender Ausbau der beruflichen Gymnasien begonnen hat.

Für den Schulleiter Frank Liebetanz entfällt auch vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung die Notwendigkeit für solche Klassen. Er weist darauf hin, dass es an den beruflichen Gymnasien im Schwarzwald-Baar-Kreis aktuell ausreichend Plätze für jeden zugangsberechtigten Schüler mit mittlerem Bildungsabschluss gebe. Auch ein Rechtsanspruch auf einen Platz an einem beruflichen Gymnasium würde daran vor Ort nichts ändern, da sich dieser Anspruch nicht auch auf einen Platz an einer ganz bestimmten Schule erstrecken würde.

Auch in der Donaueschinger Realschule sehen Rektor Gerhard Lauffer und Konrektorin Silke Keller Probleme beim Übergang von der Realschule zum beruflichen Gymnasium nicht in fehlenden Unterrichtskapazitäten, sondern in den Lehrplänen der Realschule, die insbesondere im Fächerverbund Naturwissenschaftliches Arbeiten (NWA = Biologie, Physik und Chemie) noch nicht im notwendigen Umfang den Erfordernissen der beruflichen Gymnasien Rechnung tragen.

Träger des Donaueschinger Wirtschaftsgymnasiums ist der Landkreis. Es verwundert deshalb nicht, dass Frank Liebetanz bei seiner Betrachtung und Bewertung der Schullandschaft im Schwarzwald-Baar-Kreis über die Donaueschinger Kirchturmspitzen hinausschaut. "Die allgemeine Hochschulreife kann nicht nur am WG oder TG in Donaueschingen, sondern auch an den beruflichen Gymnasien in Villingen-Schwenningen, Furtwangen und Königsfeld erworben werden", so Frank Liebetanz. Der Wunsch nach einer möglichst nahen Unterrichtsversorgung sei aus seiner Sicht verständlich und nachvollziehbar, genauso wichtig ist aber, dass mit den unterschiedlichen Profilen der einzelnen Schulstandorte im Schwarzwald-Baar-Kreis ein breiteres Bildungsangebot vorgehalten werden kann.

Das hiesige WG hat zwei Profile im Angebot: Wirtschaft und Internationale Wirtschaft. Der frisch gestarteten Profil-Zug Internationale Wirtschaft mit bilingualem Unterricht ist mit 30 Schülern, darunter auch einer Austauschschülerin aus Thailand, stark nachgefragt und im laufenden Schuljahr auch ausgebucht.

 

VORAUSSETZUNGEN

 Die Zugangsvoraussetzungen für den Besuch eines beruflichen Gymnasiums sind in Baden-Württemberg einheitlich geregelt: mittlerer Bildungsabschluss (Realschule, Werkrealschule, Berufsfachschule oder zukünftig auch Gemeinschaftsschule), Notendurchschnitt von mindestens 3,0 in den Fächern Deutsch, Englisch und Mathematik oder Versetzungszeugnis in die Klasse 10 oder in die Jahrgangsstufe 11 eines allgemein bildenden Gymnasiums. An allen beruflichen Gymnasien ist der Anteil der Schüler aus allgemein bildenden Gymnasien auf 15 Prozent der Plätze beschränkt.